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Rückblick auf das KZF-Community-Event #7: Kritik und Spekulation

Am 10. März trafen sich Mitglieder der Community für kritische Zukunftsforschung (KZF) zu einem zweistündigen Online-Event, um sich durch Denkanstöße und interaktive Formate mit Kritik und spekulativem Design auseinanderzusetzen. Der strukturierte Ablauf ermöglichte einen lebhaften Abend und den ein oder anderen Aha-Moment.


1. Der Auftakt: Jonas stellt die Agenda vor

Mit einem pointierten Intro stellte Jonas Drechsel die Agenda vor und erklärte, was in der KZF-Community in den vergangenen sechs Events geschah. Seine Worte lauteten etwa:
„Was passiert heute? Ob ihr weiter euer Profil befüllt oder mir komplett zuhört – Your Choice.“
Mit einem Augenzwinkern forderte er alle dazu auf, das Miro-Board aufzurufen, um sich aktiv an den Interaktionen zu beteiligen – wie üblich hatte die Gruppe ein Board vorbereitet, auf dem Workshop und Diskussionen dokumentiert werden. Die Grundlage, um über Theorie hinaus Austausch und das Hinterfragen von Dingen anzustoßen.


2. Check-In: Persönliche Aha-Momente und der große Wasserbottich

Direkt im Anschluss an die Einführung starteten die bewährten Check-In-Breakouts – ein Format, das die Teilnehmer:innen zum persönlichen Nachdenken anregt und den Einstieg in den Abend erleichtert. Die zentrale Frage lautete:

„Erinnere dich an einen Moment, in dem ein Objekt bzw. ein Artefakt deine Sichtweise verändert hat. Was war es und wie hat es dich beeinflusst?“

Ein prägnantes Beispiel, das Jonas gleich parat hatte, war der große Wasserbottich im Museum des Kapitalismus:
Stell dir vor, du bist der Arbeiter, der unermüdlich Wasser pumpt – während im Lohnbecher alle Minute ein paar Tropfen heraustropfen. Dieses Bild weckt sofort Assoziationen zu gesellschaftlichen Ungleichheiten und regt zum Hinterfragen bestehender Verhältnisse an.

Die Check-In-Phase, die bis 19:25 Uhr andauerte, bot Raum für spontane Reaktionen. In kleinen Gruppen wurden zahlreiche Anekdoten geteilt – von der symbolträchtigen Wirkung unscheinbarer Objekte wie Türgriffen oder Gläsern bis hin zu überraschenden Erlebnissen, die persönliche Denkmuster ins Wanken brachten. So entstand ein erster, intensiver Austausch, der die Teilnehmer:innen ankommen lies, auflockerte und auf den weiteren Abend einstimmte.


3. Die Entstehung des Events: Jannis öffnet den roten Teppich

Nach den ersten, lockeren Check-Ins übernahm Jannis das Wort und erzählte, wie dieses Event überhaupt zustande kam. Mit einem Augenzwinkern erklärte er, dass bei KZF Inhalt und Moderation bewusst getrennt werden. Dabei beschrieb er, wie KZF nach Lücken in Zukunftsnarrativen sucht, während spekulatives Design versucht, diese Lücken zu füllen. Damit rollte er den virtuellen roten Teppich für die beiden Gastredner:innen aus: Bettina Schwalm und Bernd Hopfengärtner.


4. Vorstellung der Gäste: Bettina Schwalm und Bernd Hopfengärtner

Die beiden ausgewiesenen Experten des spekulativen Designs traten in den Mittelpunkt des Abends.

  • Bettina Schwalm präsentierte ihren Praxis-Case unter dem Titel Signs of Change.
  • Bernd Hopfengärtner brachte mit seinem Projekt Inwards einen tiefgründigen, analytischen Blick in das Thema ein.

Bettina und Bernd sind beide erfahrene Profis auf ihrem Gebiet – doch während Bettina vor allem die Wirkung von Designobjekten als „Frontend“ betrachtet, brachte Bernd einen „Backend“-Ansatz ein, der sich intensiv mit den verborgenen Strukturen und Ambivalenzen kritischer Interventionen auseinandersetzt. Der gelungene Kontrast zwischen den beiden Perspektiven machte sofort klar: Spekulatives Design ist nicht eindimensional, sondern eröffnet vielschichtige Blickwinkel auf die Zukunft.


5. Die Praxis-Inputs: Bernd und Bettina im Detail

Bernds Input – Hinter den Kulissen der Kritik

In einem 15-minütigen Vortrag entführte Bernd Hopfengärtner die Zuhörer:innen in die Welt seines Projekts „Inwards“. Dabei standen Fragen im Mittelpunkt wie:

  • Wie lässt sich ein neues Framing etablieren, das innerhalb des Möglichen das Überraschende sucht?
  • Wie können Ambivalenzen – als Ausdruck von Wertkonflikten – als Ausgangspunkt für kritische Auseinandersetzungen genutzt werden?

Bernd machte deutlich, dass spekulatives Design immer auch ein Spiel mit den Grenzen des Vorstellbaren ist. Mit Beispielen wie dem Überdenken des Overton-Fensters illustrierte er, dass unsere gesellschaftliche Vorstellungskraft ständig im Fluss ist und immer wieder neu justiert werden muss.

Bettinas Input – Vom Frontend zur Transformation

Im Anschluss daran folgte Bettinas 20-minütiger Vortrag, der den Fokus auf die direkte, sichtbare Wirkung von Designobjekten legte. Ihre zentrale Botschaft:
„Die Lücke zwischen heute und morgen schließen.“

Anhand ihres Praxis-Case „Signs of Change“ zeigte sie auf, wie Design als Katalysator wirken kann – ähnlich wie das ikonische Earthrise-Bild, das nicht nur die Schönheit, sondern auch die Fragilität unseres Planeten in den Blick rückt. Bettinas Vortrag regte die Teilnehmenden zum Nachdenken über folgende Fragen an:

  • Welche Rolle spielen Artefakte als Plattformen für Werte und neue Zukunftsvisionen?
  • Können physische Objekte als Entscheidungshilfen in komplexen gesellschaftlichen Kontexten fungieren?

Ihr Vortrag regte dazu an, den unmittelbaren visuellen und emotionalen Impuls von Design als wichtigen Bestandteil eines umfassenden Transformationsprozesses zu sehen.


6. Moderierte Breakout-Sessions: Diskussionen in vier Fassungen

Nach den Impulsvorträgen ging es in die vertiefende Phase: Vier moderierte Breakout-Sessions, in denen die Teilnehmer:innen intensiv über den Begriff der Kritik und die Wirkung spekulativer Designelemente diskutierten. Die Themen und Notizen aus den einzelnen Sessions fügten sich nahtlos in den Gesamtfluss des Abends ein:

Breakout-Session 1

  • Schwerpunkt: Was ist störend? Was bedeutet „kritisch“ wirklich?
  • Diskussion: Teilnehmer:innen diskutierten u. a. über den Einsatz von negativen und positiven Schildern, über die Mischung von utopischen und dystopischen Elementen und wie kleine Impulse – etwa Business Cards als bewusst störende Elemente – direkt auf die persönliche Realität wirken können.

Breakout-Session 2

  • Schwerpunkt: Emotionen und Irritation als Ausgangspunkt für Kritik
  • Diskussion: Hier standen emotionale Reaktionen im Vordergrund. Es ging um das Hinterfragen von Reizüberflutung und um den Vergleich von „Äpfeln und Birnen“. Die Gruppe beleuchtete, wie irritierte Designer:innen und das Verschieben von Denkräumen neue Diskurse eröffnen können.

Breakout-Session 3

  • Schwerpunkt: Der Begriff „Kritik“ – Zwischen Negativität und konstruktivem Impuls
  • Diskussion: Diese Gruppe hinterfragte, warum Kritik oft negativ konnotiert wird und wie sie gleichzeitig als Anstoß für positive Veränderungen genutzt werden kann. Persönliche Wahrnehmungen wurden dabei von der gemeinsamen Suche nach einer neuen Sprache der Kritik begleitet.

Breakout-Session 4

  • Schwerpunkt: Technologie und Zukunft – Trennen sich beide Bereiche?
  • Diskussion: Hier wurden Fragen erörtert wie: Stört es nicht gerade die vorhandene Technologie? Kann die Zukunft jemals vom Hier und Jetzt getrennt werden? Die Teilnehmer:innen diskutierten auch, inwieweit Szenarien Raum für Kreativität und das Überwinden von Ängsten bieten können.

Zahlreiche Beispiele – von alltäglichen Objekten wie Gläsern und Türgriffen über komplexe Modelle wie sowjetische Planstädte bis hin zu provokanten Symbolen wie dem Raum voller Prothesen in Auschwitz – illustrierten eindrucksvoll, wie vielfältig und individuell die Wahrnehmung von Kritik sein kann.


7. Plenum und Synthese: Gemeinsame Erkenntnisse

Nach den intensiven Breakout-Sessions kamen alle Teilnehmer:innen wieder im Plenum zusammen. Die Moderator:innen fassten die zentralen Aspekte zusammen und lenkten den Blick auf die übergreifenden Themen:

  • Den persönlichen Filter penetrieren: Wie können wir unbewusste Vorannahmen aufbrechen?
  • Die Notwendigkeit einer gemeinsamen Sprache: Wie formuliert man Kritik so, dass sie nicht als rein negativ, sondern als konstruktiver Impuls wahrgenommen wird?
  • Das Zusammenspiel von Objekt und Narrativ: Welche Rolle spielen physische Artefakte in der Transformation gesellschaftlicher Diskurse?

In der Abschlussrunde wurde einmal mehr klar: Kritik ist nicht einfach negativ, sondern kann Veränderungen anstoßen und neue Denkweisen ermöglichen – auch wenn sie manchmal widersprüchlich wirkt.


8. Abschluss: Aufruf zum Mitmachen und Weiterdenken

Den Abschluss bildete Johannes Kleske, der im finalen Plenum den Bogen spann zwischen den persönlichen Aha-Erlebnissen, den praxisnahen Inputs und den intensiven Gruppendiskussionen. Mit einem klaren Appell betonte er, dass Kritik niemals pauschal als negativ abzutun ist, sondern als wesentlicher Bestandteil eines kreativen und zukunftsweisenden Dialogs verstanden werden darf. Er wies zugleich auf weitere Mitmach-Möglichkeiten hin – sei es durch Newsletter, Podcasts oder kommende Community-Treffen – und forderte alle auf, den Dialog fortzuführen und ihre eigenen Erfahrungen aktiv einzubringen.


Ein Baustein im größeren Bild der kritischen Zukunftsforschung

Das KZF-Community-Event #7 zeigte, wie vielschichtig und dynamisch der Prozess der kritischen Zukunftsforschung sein kann. Von der strukturierten Einführung durch Jonas, über intensive Check-In-Runden und spannende Praxis-Inputs bis hin zu tiefgehenden Breakout-Diskussionen und einer gemeinsamen Synthese – jeder Programmpunkt folgte logisch der vorherigen Phase und trug dazu bei, die eigene Perspektive zu hinterfragen und neue Sichtweisen zu eröffnen.

Dieser Abend deutet an, dass eine Schlüssel zur Zukunft nicht in vorgefertigten Antworten liegt, sondern im kontinuierlichen Dialog und der Bereitschaft, sich immer wieder neu auf Unbekanntes einzulassen.

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Event #6: Kritik-Kreisel Einführung

Am 25. November 2024 kamen interessierte Zukunftsforscher*innen und Kritik-Enthusiastinnen zum digitalen Community-Event der Kritische Zukunftsforschung (KZF) Community zusammen. Im Mittelpunkt stand die Vorstellung des neu entwickelten „Kritik-Kreisels“ – ein Denkwerkzeug, das verschiedene Facetten der Kritik in der Zukunftsforschung visualisiert und strukturiert.

Der Kritik-Kreisel: Ein integratives Framework

Der Kritik-Kreisel wurde als Ergebnis intensiver Diskussionen und einer vorherigen Kritik-Werkstatt vom KZF-Team entwickelt. Das Modell beschreibt einen zyklischen Prozess von Kritik mit verschiedenen Phasen: von der Ruhe über Störung, Verstehen und Erkunden bis hin zur möglichen Restabilisierung. Besonders hervorzuheben ist der integrative Charakter des Modells – es ermöglicht verschiedene kritische Perspektiven (von feministischer bis Foucault’scher Kritik) unter einem gemeinsamen Rahmen zu vereinen.

Praktische Anwendungen und Erfahrungen

Im Verlauf des Events teilten die Teilnehmer*innen konkrete Beispiele, wie kritische Perspektiven in verschiedenen Arbeitskontexten wirksam werden können. Von der Organisationsentwicklung bis zur Forschungsstrategie wurden verschiedene Anwendungsmöglichkeiten des Kreisels diskutiert. Dabei wurde deutlich, dass der Kreisel sowohl als analytisches Werkzeug als auch als Orientierungshilfe für die Gestaltung von Prozessen dienen kann.

Zentrale Erkenntnisse der Diskussion

Mehrere wichtige Aspekte kristallisierten sich in der lebhaften Diskussion heraus:

  1. Die Bedeutung von „Störung“ als konstruktives Element, das nicht nur irritiert, sondern auch berühren und neue Perspektiven öffnen kann
  2. Die Notwendigkeit von Ruhe-Phasen für Reflexion und Stabilisierung
  3. Die Herausforderung, in schnelllebigen Business-Kontexten Raum für kritische Reflexion zu schaffen
  4. Das Potential des Modells, verschiedene methodische Ansätze zu integrieren und zu strukturieren

Ausblick und nächste Schritte

Die Teilnehmer*innen zeigten großes Interesse daran, den Kritik-Kreisel weiterzuentwickeln und mit konkreten Methoden zu verbinden. Dabei wurden zwei mögliche Entwicklungsrichtungen identifiziert: die systematische Katalogisierung von Methoden für verschiedene Phasen des Kreisels sowie die Entwicklung des Modells zu einem praktischen Prozess-Tool.

Fazit: Ein vielversprechendes Denkwerkzeug für die kritische Zukunftsforschung

Das Event zeigte, dass der Kritik-Kreisel als Denkwerkzeug großes Potential hat, kritische Perspektiven in der Zukunftsforschung zu strukturieren und zugänglicher zu machen. Die offene und konstruktive Atmosphäre des Events ermöglichte einen wertvollen Austausch zwischen Theorie und Praxis. Die KZF-Community freut sich darauf, die Entwicklung des Tools weiterzuverfolgen und in verschiedenen Kontexten anzuwenden.

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Rückblick auf KZF-Event #5: Kritik-Werkstatt – Intensive Auseinandersetzung mit dem Kritik-Begriff

Am 9. September 2024 fand unser neuestes KZF-Event statt, dieses Mal in einem praxisnahen Werkstatt-Format. Ziel war es, sich gemeinsam dem Kritik-Begriff anzunähern: Ist Zukunftsforschung nicht immer kritisch? Was bedeutet „kritisch“ überhaupt, und warum ist es wichtig? Diese Fragen standen im Mittelpunkt unserer Diskussion zum Thema Kritik.

„… Was für das kontinuierliche Wachstum des Wissens gebraucht wurde, war eine Tradition der Kritik. Vor der Aufklärung war das eine sehr seltene Tradition: Normalerweise war der Sinn einer Tradition, Dinge unverändert zu lassen.“ – D. Deutsch, The Beginning of Infinity, S. 13

Der Beitrag wurde von Jannis Hülsen im Pingpong mit Jonas Drechsel geschrieben.

Vorbereitung der Kritik-Werkstatt

Die Kritik-Werkstatt war das Ergebnis monatelanger Arbeit eines Kernteams. Nele Fischer (kritische Zukunftsforscherin), Oliver Lauenstein (Experte für kritische Theorie und Psychologie), Jordi Tost (Doktorand für kritisches Design) und Jonas Drechsel (Mitgründer der KZF-Community) beschäftigten sich intensiv mit verschiedenen Konzepten der Kritik und ihrer Anwendung in der Zukunftsforschung.

Das Projekt begann im Mai mit der Idee, Kritikstufen zu entwickeln, ähnlich wie bei den Stufen der Partizipation. Dabei merkten wir aber schnell, dass Stufen der Kritik unerwünschte Hierarchien suggerieren könnten.

Das Ziel war, einen ersten Prototyp für ein Kritik-Framework zu entwickeln, das in der Werkstatt getestet werden sollte.

Die Kritik-Matrix und Breakout-Sessions

Der Workshop begann mit einem interaktiven Einstieg, bei dem Momente der Kritik und berühmte Kritiken auf einem Board festgehalten wurden. Dies führte sofort zu angeregten Diskussionen und prägte die weiteren Gespräche.

Nach der Vorstellung der Kritik-Matrix wurden Gruppen gebildet, um die Matrix anhand von Beispiel-Fragen zu testen.

In der Gruppe des Autors wurde ein Szenario diskutiert, in dem ein Vorstand sein eigenes Team emotional kritisiert. Dabei wurden theoretische Fragen zur Kommunikation besprochen. Der Fokus lag auf der Rolle von Emotionen und der Art, wie explizite und implizite Botschaften vermittelt werden.

Die Gruppe beschäftigte sich auch mit der praktischen Anwendung der Matrix, wobei besonders die vertikale Achse (Was, wer, wie, warum) im Mittelpunkt stand. Auch der Rahmen, in dem Kritik geäußert wird (Zeitpunkt, Ort, Beziehung), wurde diskutiert.

Es wurde klar, dass die „Stufen der Kritik“ nicht hierarchisch sein sollten, aber als Kategorien hilfreich waren. Darüber hinaus boten die W-Fragen (z. B. „wo“ und „wann“) viel Diskussionsstoff und wurden in den Gruppen unterschiedlich interpretiert.

Im abschließenden Austausch zeigte sich, dass die Matrix vor allem zur Selbstreflexion des Kritisierenden anregte, aber auch als Entwurfswerkzeug dienen könnte. Eine wichtige Frage war der mögliche Effekt und das Ziel der Kritik.

Feedback und Ausblick

Der Austausch zeigte, dass großes Interesse daran besteht, sich weiter mit dem Thema Kritik zu beschäftigen. Die Referenz zu den Stufen der Kritik war für viele hilfreich, aber die Anordnung der Kritikformen und die Anwendung der Matrix müssen noch vertieft werden. Vor allem die Einbeziehung von Emotionen und zwischenmenschlichen Beziehungen über die W-Fragen führte teilweise zu Verwirrung.

Der Spannungsbogen zwischen Selbstkritik, Kritik als Entwicklungsmotor und Kritik als Selbstzweck (oder emotionaler Ausdruck) bleibt ein fruchtbares Thema für weitere Diskussionen. Es wurde auch rege über das Gegenteil von Kritik (z. B. Lob oder Schweigen) diskutiert. Ebenso war der normative Rahmen der Kritik, also der kulturelle Einfluss, ein großes Thema.

Im November wird es ein weiteres Event zu diesem Thema geben. Stay tuned – mehr Kritik incoming!



		
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Rückblick auf das KZF-Communityevent #4: Futures Circle mit Wenzel Mehnert

Am 17. Juni 2024 fand das vierte virtuelle Community-Event der Kritischen Zukunftsforschung (KZF) statt, an dem zahlreiche Teilnehmer online zusammenkamen, um ein neues Modell kennenzulernen und auszuprobieren. Für dieses Event konnten wir Wenzel Mehnert gewinnen, einen erfahrenen Forscher an der Schnittstelle von Science and Technology Studies, Technikfolgenabschätzung und Zukunftsforschung und von Anfang an ein Freund und Unterstützer von KZF, der uns sein frisch publiziertes Framework Futures Circle vorstellte.

Für die Eventzusammenfassung wurde ChatGPT genutzt.

Einführung in das Futures Circle Framework

Zunächst stellte Wenzel uns sein frisch publiziertes Futures Circle Framework vor. Dieses Modell dient dazu, die Art und Weise, wie wir über die Zukunft neuer Technologien nachdenken und sprechen, zu dekonstruieren. Wenzel betonte die Notwendigkeit, technologische Entwicklungen nicht nur aus einer rein technischen Perspektive zu betrachten, sondern auch ihre sozialen, ethischen und ökologischen Auswirkungen zu berücksichtigen.

Schlüsselaspekte des Vortrags: Präfiguration, Konfiguration und Refiguration

Das Futures Circle Framework ist ein analytisches Werkzeug zur kritischen Untersuchung von „Technik-Zukünften“ – medial vermittelten Aussagen über zukünftige technologische Entwicklungen und deren Auswirkungen. Es basiert auf drei Perspektiven: Präfiguration (kulturelle Vorannahmen), Konfiguration (Form und Kontext der Präsentation) und Refiguration (Rezeption und Auswirkungen). Das Modell zerlegt Technik-Zukünfte in „Wenn-Dann“-Aussagen und ermöglicht so eine strukturierte hermeneutische Technologiebewertung. 

Ziel ist es, die Konstruktion und Bedeutungszuschreibung von Technik-Zukünften zu verstehen, kritisch zu hinterfragen und ggf. Technik-Hypes zu entlarven. Dabei liegt der Fokus nicht auf der Technologie selbst, sondern auf den damit verbundenen Zuschreibungen und Vorstellungen. Dieses Framework ist besonders relevant für die Analyse emergierender Technologien und deren gesellschaftliche Wahrnehmung und Akzeptanz.

Interaktive Gruppenarbeiten: Von der Theorie in die Praxis

Nach der theoretischen Einführung hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, das Futures Circle Framework in praktischen Gruppenarbeiten anzuwenden. Auf einem Miro-Board dokumentierten sie ihre Ergebnisse und diskutierten diese anschließend im Plenum. Die Gruppen setzten sich mit verschiedenen Technik-Zukünften auf Basis einzelner Artikel auseinander und erarbeiteten gemeinsam mögliche Auswirkungen neuer Technologien. Diese interaktive Phase des Events wurde von den Teilnehmern besonders positiv aufgenommen, da sie die Theorie direkt in die Praxis umsetzen konnten.

Diskussionsrunde und Feedback: Vertiefung und Anwendungsmöglichkeiten

Die abschließende Diskussionsrunde bot Raum für Fragen und vertiefende Gespräche. Die Teilnehmer nutzten die Gelegenheit, um spezifische Aspekte des Futures Circle Frameworks zu beleuchten und sich über ihre eigenen Erfahrungen auszutauschen. Wenzel Mehnert beantwortete zahlreiche Fragen und gab wertvolle Anregungen für die Anwendung des Modells in unterschiedlichen Kontexten. So wurde ein frisch veröffentlichtes Paper von unserer Community mit Leben gefüllt.

Fazit: Das Futures Circle Framework als ein praxisnahes Werkzeug

Das erfolgreiche vierte KZF-Communityevent bot den Teilnehmer*innen wertvolle Einblicke in die hermeneutische Technikfolgenabschätzung – auch und gerade, weil man vorher nicht genau wissen musste, was das überhaupt ist. Das Futures Circle Framework von Wenzel Mehnert erwies sich als ein vielseitiges und praxisnahes Werkzeug, das sowohl in der Forschung als auch in der Praxis Anwendung finden kann. Wir freuen uns auf zukünftige Events und den weiteren Austausch innerhalb der KZF-Community.

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KZF-Communityevent #1: Rückblick


Die Teilnehmer*innen des KZF-Communityevent #1, darunter Transformationsbegleiter*innen, Künstler*innen und Innovationsmanager*innen, verkörpern das vielfältige Interesse an kritischer Zukunftsforschung (KZF). Der Blogbeitrag reflektiert diese anhand ihrer Notizen zum Impuls von Nele Fischer und anschließenden Breakout-Sessions. Abschließend gibt ein Ausblick auf 2024 einen Eindruck davon, was diese Community vor haben könnte: Was bedeutet „kritisch“? Was sind konkrete Methoden der KZF und wie könnte sich Theorie und Praxis weiter annähern?

Der Text wurde maßgeblich durch die Mitwirkung von ChatGPT realisiert – entschuldigt daher die teils etwas steife Sprache.

Die Teilnehmenden des KZF-Communityevents #1

Das Event zog eine vielseitige Gruppe von Teilnehmer*innen an, darunter Transformationsbegleitende, Zukunftsforschende, Innovationsmanager*innen, kritische Designforscher*innen und Künstler*innen mit unterschiedlichen beruflichen Hintergründen. Die Teilnehmenden betonen in ihrer Vorstellung ihre verschiedenen Zugänge zu Zukunft und Zukünften, sie betonten die Notwendigkeit von Veränderung und noch schlaueren Innovationen. Die Bandbreite der Interessen reichte von politischer Psychologie über Sicherheitspolitik bis zu Designprozessen und Nachhaltigkeit. Insgesamt scheint die Community geprägt von Neugier, Interesse an kreativen Gestaltungsprozessen und einer vielschichtige Auseinandersetzung mit Zukunftsfragen.

Vielfältige Bezüge zur kritischen Zukunftsforschung

Die Teilnehmer*innen zeigen ein breites Interesse an kritischer Zukunftsforschung (KZF). Einige beteiligen sich an Seminaren und Übungen, forschen dazu und experimentieren mit kritischen Ansätzen in Projekten. Die Themen reichen von der Schnittstelle von KZF und Technologie bis zur Rolle von Zukunft in der Gesellschaft. Es besteht ein gemeinsames Verständnis, dass Zukunftsgestaltung nur dann sinnvoll ist, wenn bestehende Konzepte hinterfragt werden. Ethik, Visionen und die Reflexion von Macht und Kritik sind ebenfalls zentrale Aspekte. Einige Teilnehmer*innen suchen nach konkreten Anwendungen für KZF in Workshops, während andere vor allem nach theoretischer Verortung und einem tieferen Verständnis dieser Disziplin streben.

Notizen der Teilnehmenden zum Impuls: „Vorschläge für ein Verständnis der spezifischen Perspektive“

Die Notizen der Teilnehmenden zu Nele Fischers zehn Minütigem Impuls auf dem Miro-Board lassen sich grob folgendermaßen zusammenfassen: Ein Schwerpunkt liegt auf der Analyse von Konstruktionsparametern der gegenwärtigen Wahrnehmung von Welt, darunter Werte, Motivationen und Glaubenssätze. Dazu passend spielte der kritische Moment des Hinterfragens des Präfigurierten und die Aufforderung, den eigenen Denkrahmen zu beobachten und zu verschieben, eine große Rolle. Die Bedeutung von Kritischer Zukunftsforschung als „Störenfried“, ihre Nähe zu Ideologiekritik und die Aufforderung, Differenzen auszuhalten, bilden weitere thematische Anknüpfungspunkte.

Die folgende Grafik stellt recht prägnant den Perspektivwechsel dar, den die kritische Zukunftsforschung anbietet. Das Trichtermodell (was beispielsweise für die Szenariotechnik verwendent wird) kann nur aus der jeweils individuellen Perspektive des gestaltenden Akteurs heraus entstehen. Die kritische Zukunftsforschung möchte genau an dem Moment der Konstruktion der Gegenwart ansetzen und hinterfragen, anhand welcher Prämissen und Grundlagen diese Perspektive begründet wird. Aus dieser Frage heraus, lässt sich das Trichtermodell auf der Vertikalen verschieben und damit auf gänzlich andere denkbare Zukünfte schließen.

Zusammenfassung der Gruppendiskussion im Anschluss

In den sechs Breakout-Sessions nach Nele Fischers Impuls ging es insbesondere um vielfältige Perspektiven und wie zwischen diesen gewechselt werden kann. Die Bedeutung der somatischen Ebene und die Herausforderung, starre Denkrahmen zu durchbrechen, wurden betont. Diskussionen über die Produktivität von Störungen und die Frage nach der Bedeutung von „kritisch“ in Zukunftsforschung prägten die Gespräche. Es wurde reflektiert, wie Störungen durch (Design-)Praxis genutzt werden können, um die Qualität von Zukünften, Zukunftsbildern oder Szenarien zu fördern. Die Rolle der Zukunftsforschung bei der Mündigwerdung des Individuums und die Vielfalt von kreativen Methoden wurden ebenfalls thematisiert.

Die Frage, ob kritische Zukunftsforschung wirklich stört, betont eine bestehende Unsicherheit des eigenen Selbstverständnisses. Die Differenzierung zwischen kritischer Zukunftsforschung als Disziplin oder Mindset betont die Vielseitigkeit des Zugangs und wirft die Frage auf, wie diese Unterscheidung die Praxis beeinflusst. Des Weiteren unterstreicht die Auseinandersetzung mit der „richtigen“ Verschiebung des Zukunfts-/Szenario-Trichters und dem Zeitpunkt, an dem ein „Störimpuls“ als übergriffig empfunden wird, die Herausforderungen und ethischen Überlegungen in diesem Kontext. Schließlich zeigt die Diskussion über die Bedeutungshoheit von „kritisch“ und wer dazu befähigt ist, zu sprechen, dass die im entstehen begriffene Community einige große Fragen zu klären hat.

Ausblick auf 2024

In der Schlussrunde wünschen sich die Teilnehmenden für Folge-Events im Jahr 2024 einen Fokus auf die Weiterentwicklung konkreter Methoden und Interventionen für die kritische Zukunftsforschung. Zudem streben sie eine verstärkte Verbindung zwischen Theorie und Praxis an und betonen die Bedeutung von Diversität sowie Intersektionalität in Bezug auf Zukünfte. Es besteht ein Interesse an der Sammlung aktueller Erzählungen der Gegenwart und deren Auswirkungen sowie an der Reframing-Möglichkeit für Futures Funnels.

Einen persönlichen Ausblick haben auch Johannes und Jonas basierend auf ihrem Jahresrückblick auf die kritische Zukunftsforschung im neusten Podcast gewagt:

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Allgemein

Hallo Kritische Zukunftsforschung! Wer bist du denn?

Das hier ist ein Experiment. Nele Fischer war so nett, dem KZF-Team intern schon mal in fünf Minuten ihr Verständnis von kritischer Zukunftsforschung vorzustellen. Jonas hat skizzenhaft mitgeschrieben, ChatGPT einen Blogbeitrag schreiben lassen, den Nele nochmal leicht angepasst hat. Das also ist ein Deutungsversuch und gleichzeitig ein Spiegel:

Die kritische Zukunftsforschung geht von der Annahme aus, dass aktuelle Vorstellungen von der Zukunft maßgeblich durch unser gegenwärtiges Denken und unser heutiges Weltbild geprägt sind. Auch wünschbare Zukünfte bleiben oft innerhalb dieser Denkrahmen. Kritische Zukunftsforschung untersucht u.a., warum bestimmte Zukunftsvorstellungen in der Gegenwart dominieren, wer welche Diskurse prägt und ob es alternative Denkweisen gibt, die andere Zukunftsbilder und Orientierungsrahmen öffnen können.

Das zentrale Anliegen der kritischen Zukunftsforschung ist es, die Konstruktionsbedingungen unserer Vorstellungen von der Zukunft zu hinterfragen: Was wird als möglich und was als unmöglich betrachtet? Und inwiefern können diese Einschätzungen verändert oder verschoben werden? Die kritische Zukunftsforschung sucht nach Ansätzen, um solche Denkrahmen explizit und damit verhandelbar zu machen – und sie zu verschieben.

Es gibt unterschiedliche Ansätze unter der Selbstbezeichnung kritische Zukunftsforschung (oder Crticial Futures Studies), beispielsweise von Inayatullah, Slaughter oder Goode und Godhe. Gemeinsam sind ihnen theoretische Bezugspunkte auf soziale Konstruktionismen sowie hermeneutisches und poststrukturalistisches Denken. In Bezug auf methodische Zugänge lassen sich grob mindestens zwei Richtungen aufzeigen. Die erste ist stärker diskursanalytisch ausgerichtet und untersucht, wie bestimmte Vorstellungen von der Zukunft über Zeit und durch verschiedene Akteure geprägt und fortgetragen werden. Die zweite Methode fokussiert auf die Analyse und Verschiebung von Denkrahmen innerhalb konkreter Zukunftsbilder.

Zusammenfassend kann man sagen, dass die kritische Zukunftsforschung einen alternativen Blick auf die Vorstellungen von der Zukunft bietet, indem sie die zugrunde liegenden Denkrahmen hinterfragt. Sie will nicht nur verstehen, wie wir über die Zukunft denken, sondern auch, warum wir das tun und wie dieses Denken geändert werden kann.

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Podcast

Podcast Staffel 2: Von der Theorie in die Praxis

In Staffel 1 haben wir unseren theoretischen Zugang zu kritischer Zukunftsforschung begonnen auszuleuchten. In Staffel 2 diskutieren wir, was jetzt aus dem Projekt werden könnte. Alles immer im vollen Bewusstsein, dass das hier kein hochseriöser Podcast ist, sondern nur dienlich im Sinne eines iterativen Vorwärtstastens.

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Podcast

Podcast Staffel 1: Unser theoretischer Zugang zu KZF

Johannes Kleske und Jonas Drechsel diskutieren, was kritische Zukunftsforschung für sie ist. Dabei greifen sie auf wissenschaftliche Paper zurück, die sie interpretieren. Das ganze ist im Prinzip eine halböffentliche Fortführung der privaten Gespräche der beiden, die zwar ganz nett waren, aber dem Thema keine Öffentlichkeit hinzufügen konnten. Das zu ändern, scheint uns dringend nötig!

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